„Polizei sollte mit uns, nicht gegen uns arbeiten“

KG Narrhalla: Verein kritisiert Untersuchung der Wagen durch die Ordnungskräfte vor dem Umzug als schikanös – Randalierer hingegen bleiben unbehelligt

Ketsch. Der Fasnachtszug ist Geschichte – und doch wirkt er bei der Karnevalgesellschaft Narrhalla nach – wenn auch nicht gerade in porsitivem Sinne. In einer Stellungnahme kritisiert Präsident Dirk Berger das Vorgehen der Polizei vor dem Beginn des Zuges und auch deren aus seiner Sicht unzureichende Präsenz an den Stellen, an denen Jugendliche für Ärger gesorgt hatten.

„Es war gelinde gesagt eine Farce“

„Es war gelinde gesagt eine Farce, welche sich unmittelbar vor und während des Ketscher Faschingsumzugs abspielte“, schreibt Berger. In der Berichterstattung der Schwetzinger Zeitung vom 17. Februar sei zu lesen gewesen, dass der Umzug mit etwa zehnminütiger Verspätung gestartet war. „Nicht zu lesen war der Grund dafür und ebenso wenig, dass der Umzug um ein Haar gar nicht hätte starten können.“

Besonders „dienstbeflissene“ Polizeibeamte, so Berger weiter, hätten es nämlich für unumgänglich gehalten, die teilnehmenden Wagen der einzelnen Gruppen und insbesondere der Vereine genauer unter die Lupe zu nehmen. Berger: „Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Wenn diese Inspektion allerdings zur Gängelei und Schikane wird, bis hin zur Androhung den gesamten Umzug – aufgrund von Kleinigkeiten und Lappalien – nicht starten zu lassen, dann muss ich mich als verantwortungsvoller und engagierter Karnevalist nicht nur wundern, sondern empören!“ Beispielsweise sei bemängelt worden, dass die – wohlgemerkt verkehrstaugliche! – rollende Biergondel der Narrhalla Ehrensenatoren lediglich über eine Tageszulassung verfügt habe, „ebenso wollte man ernsthaft in Erwägung ziehen, Gefährte, die bereits bei den Umzügen in Plankstadt und Hockenheim gefahren sind und dort im Vorfeld von Beamten inspiziert wurden, in Ketsch nicht starten zu lassen.“

Somit komme er nicht umhin, die Kontrolle als Profilierungssucht und Schikane einzuordnen. „Schikane an den Vereinen, die sich seit vielen Jahren und mit viel Erfahrung, professionell und verantwortungsbewusst mit der Thematik sicherer Durchführung der Umzüge auseinandersetzen. Die Auflagen werden immer strenger und sind für die Vereine mittlerweile fast kaum noch darstellbar. Zu meiner eigentlichen Empörung trägt letztendlich aber in besonderem Maße die Situation an den bekannten Brennpunkten wie Schwetzingerstraße, Schillerstraße, Enderleplatz bei, wo ein Mob von hochgradig alkoholisierten und auf Krawall gebürsteten Halbstarken die eigentliche Gefährdung darstellen“, kritisiert der Narrhalla-Präsident.

Während die teilnehmenden Vereine also gegängelt worden seien, habe er in diesem Bereich, in dem es später auch zu Ordnungswidrigkeiten und Körperverletzungen gekommen sei, keinen einzigen Ordnungshüter erspähen können.

Für konstruktive Zusammenarbeit

„Welch Ironie: Der Polizeiposten in unmittelbarer Nähe war geschlossen! Das alles kann nicht richtig sein und ich erwarte von den Behörden zukünftig konstruktive und professionelle Zusammenarbeit mit den Vereinen, ebenso wie eine Erhöhung der Polizeipräsenz, um Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten!“, fordert Dirk Berger. „Die Beamten sollten mit uns, nicht gegen uns arbeiten. Schikanen sollten wir, ebenso wie Rowdies und Krawallmachern, mutig entgegentreten. Wir lassen uns die Fasnacht weder vermiesen, noch kaputtmachen!“ kgn

© Schwetzinger Zeitung, Donnerstag, 26.02.2015