Ein ganzer Tempel voller Narren

KG Narrhalla: Heimische Fasnachter bieten bei der Prunksitzung Musik, Tanz und Büttenreden / Knapp 2000 Euro sind auf Spendenkonto für krebskranke Kinder

Von unserem Mitarbeiter Gerd Pecht

Ketsch. Die ganze Rheinhalle voller Narren. Freudestrahlend hießen Sitzungspräsident Dirk Berger und Vizepräsidentin Monika Jankowski, auch „Vize-Moni“ genannt, die Fasnachter im Narrentempel Rheinhalle willkommen und versprachen einen schwungvollen Abend: „Vieles wird anders gemacht, lasst euch überraschen.“ In einer wundervollen Inszenierung, dem Musical „Wicked“ nachempfunden, tanzten Feen in gespenstischen Nebelschwaden über die Bühne. Überall tummelten sich Geister und ein Magier. Sodann nahmen Garden, Senatoren, Elferräte mit den Gastelferrat des KC Nussloch und den Oftersheimer Buzzel-Hexen als närrische Streitmacht die Bühne in Beschlag.

Prinzessin Janine verlas die elf Paragrafen ihrer Regierungserklärung, ermunterte die Narrenschar zu weiteren Spenden bis Ende der Fasnacht zugunsten ihrer Hilfsaktion für krebskranke Kinder und verriet als Zwischenbilanz: „Seit meinem Aufruf beim Eröffnungsball Anfang November sind annähernd 2000 Euro eingegangen.“ Senatspräsident Roland Eisenmann lobte den Einsatz des Vorbereitungsteams und Senatsvizepräsident Werner Groen überreichte Gregor Ries einen Scheck für die Jugendarbeit.

Minimäuse als Fische

Anschließend interpretierte der Senatoren-Chor mit Alfred Bröckel als Udo Jürgens im weißen Bademantel am Klavier das Lied „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“, eine Forderung, die Janine I. in ihrer Regierungserklärung aufstellte.

Dann tummelten sich die Minimäuse als Fischlein auf der Bühne, allerliebst anzuschauen, denn da musste noch nicht jeder Schritt stimmen. Und weiter ging es im Programm: Musiker Ronny leitete zu einem Hörgenuss mit dem Trio „Jukebox“ über, Jürgen Abel, Bettina Beste und Vera Weibel starteten eine Reise mit dem „Sonderzug nach Ketsch“ und flogen bei grausigem Winterwetter „Ab in den Süden“.

Margot Doll plauderte in „Kurpälzer Sprooch“ in der Bütt über ihr Hochzeitsjubiläum. Weil das „Haushaltsbidet“ knapp war, erhielt sie von ihrem Gatten einen glänzenden Ring aus echtem „Sperrmüllsilber“.

Auch die Tanzmariechen Luisa Alt und Verena Schäfer glänzten mit atemberaubenden Sprüngen, bevor Knödelfee Vanessa Oberst in der Bütt behauptete, dass Mann und Frau nicht zusammenpassen: Frauen trieben Gymnastik, ließen sich liften – der Mann schaue sich morgens nackig im Spiegel an und sage: Passt!

Wesen vom anderen Stern

Die Frechdachse wirbelten im Anschluss als Wesen vom anderen Stern über die Bühne und die Juniorengarde zeigte ihren Marschtanz. Zauberer Erasko verblüffte mit Spielkarten, Tüchern und Würfeln und Gisela Stratthaus hatte als „Ketscher Rätsch“ rein zufällig vom Fenster aus Gespräche ihrer Nachbarn belauscht.

Seifenblasenkünstler Bellowski begeisterte mit raffinierter Jonglage und dann riss Stimmungssänger und Frauenschwarm Claudio aus Brühl die Narrenschar mit „Über den Wolken“ und „Westerland“ von den Stühlen. Für Prinzessin Janine baute er sogar ein Schloss wie im Märchen. Claudio Glässer, Sitzungspräsident der Brühler Kollerkrotten, brachte den Narrentempel darauf zum Beben. Frischen Wind verbreitete Nachwuchstalent Jens Knecht als Lehrling in der Bütt. Die Bezahlung erfolge nach Leistung: „Wovon soll ich dann leben?“

Polonaise durch den Saal

Mit lautstarken Tönen konzertierten die Altlossema Rhoigeischda unter Leitung von Dirk Weigel und Multitalent Bernd Bürkle animierte mit seinem Lied „Ich bin en Ketscher Bu und en Hewwl dazu“ zur Polonaise durch den Saal. Bauchredner Andreas Knecht begeisterte mit seinem frechen Raben Gregor. Als Höhepunkte der närrischen Veranstaltung zählten das Männerballett, unterstützt von den „Crazy Ladies“, mit ihrer Vorstellung über das Ketscher Wachsfigurenkabinett sowie die Aktivengarde auf der Suche nach dem verschollenen Diamanten.

© Schwetzinger Zeitung, Montag, 26.01.2015